300 Schüler:innen, 6 Politiker:innen, 15 Minuten Zeit
Eintrag vom 23. September 2021
Rückblick zum Speed-Dating zur Bundestagswahl 2021 vom 08.09.21 an der Verbundschule
Rund zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl 2021 in Deutschland, der Wahlkampf geht in die heiße Phase über, und auch an der Verbundschule in Hille lassen sich die Kandidatinnen und Kandidaten blicken, die für das Direktmandat als Abgeordnete des Kreises Minden-Lübbecke antreten. Im Rahmen eines Speed-Datings, welches sich bereits unter anderem bei der Europawahl im Jahr 2019 an der Hiller Schule bewährt hatte, konnten die Schüler:innen mit den Politiker:innen (im Nachfolgenden zur einfacheren Lesbarkeit nur noch die männliche Form) in Kontakt treten, ihnen kritische Fragen stellen und auch die Person, die hinter dem Namen, einem Parteiprogramm und manchmal auch dem Foto eines Wahlplakates steckt, in Aktion kennenlernen, denn dies ist schließlich der Punkt, um den es beim Speed-Dating geht. Da dies aus uns allen bekannten Gründen in Präsenz nur schwer möglich ist, wurde nach einer alternativen Möglichkeit gesucht, die dann auch gefunden wurde, sodass sich am 08. September 2021 zu Beginn der dritten Stunde rund 300 Oberstufenschüler aus den Jahrgänge Epha, Q1 sowie Q2 zusammen mit ihrem jeweiligen Beratungslehrer in insgesamt zwölf Räumen einfanden. All diese Räume waren mithilfe von Beamer, iPad, Apple-TV und einer Teams-Video-Konferenz sowie mal mehr und mal weniger gutem Wlan miteinander verbunden. Die Kandidaten bekamen kurz vor ihrem Zeitfenster einen Einladungslink zugesendet, mit dem sie der Konferenz beitreten konnten.
So hatten die Schüler die Möglichkeit, jeweils 15 Minuten mit einer Person zu sprechen, die da waren: Sebastian Landwehr von der AFD, Oliver Vogt von der CDU, Frank Schäffler von der FDP, Schahina Gambir von den Grünen, Jule Kegel von den Linken sowie Achim Post von der SPD, der aktuell seit 2013 den Mühlenkreis im Bundestag vertritt. Die Reihenfolge, in der sie teilnahmen, wurden schlicht nach alphabetischer Reihenfolge der Parteien festgelegt.
Zu Beginn einer jeden Gesprächs-Session stellte sich jeder Kandidat einmal kurz vor und bekam von Frau Untermoser, die die Moderation aus einem extra Raum leitete und zusammen mit der SoWi-Fachschaft viel Zeit und Mühe in die Organisation der Veranstaltung steckte, die Gegebenheiten erklärt. Nachdem auch noch die ein oder andere technische Schwierigkeiten behoben wurde, konnte der Fragenhagel der Schüler beginnen. Wer selber gerne eine Frage stellen wollte, musste sich dafür nach vorne im jeweiligen Raum zum Pult bewegen, um sich per Teams zu melden, sodass Frau Untermoser sah, dass aus einer Gruppe gerne jemand zu Wort kommen wollte. Aufgrund der letzten Distanzlernphase waren alle Lehrer sowie Schüler mit diesem Programm vertraut. In manchen Räumen klappte das Fragen-Stellen technisch gut, aus anderen Gruppen hörte man nur die Stimmen der Schüler, da das Internet für die Kamera zu schwach war, bei wenigen klappte leider nicht einmal das, sodass nur wenige Wortfetzen begleitet von einem Rauschen zu hören waren.
Doch mit ein wenig Geduld, Kooperation sowie deutlichem Wiederholen schafften die Teilnehmenden es doch, ihre Frage an die Frau bzw. den Mann zu bringen. Man merkte schnell, dass viele Teilnehmende politisch interessiert sind und sich mit den Parteiprogrammen im Vorhinein auseinandergesetzt haben. Zudem trafen sich eine Woche zuvor interessierte Schüler, um dies gemeinsam zu tun und sich schon einmal konkrete Fragen zu überlegen. Dabei und auch während des Speed-Datings kristallisierte sich schnell heraus, welche Themen die Schüler aktuell stark beschäftigen: Der Klimawandel und die Krisen in der Welt, im speziellen die aktuelle Situation in Afghanistan.
Im Gespräch mit Landwehr von der AFD betonte dieser, dass es einen von Menschen gemachten Klimawandel nicht gebe, womit er anderer Meinung ist, als der Großteil der Klimaforscher (Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/welt/panorama/weltklimarat-ipcc-bericht-klimawandel-100~amp.html) zuletzt abgerufen: 19.09.21). Auch im Gespräch mit den Grünen spielte der Klimawandel eine zentrale Rolle. Gambir erklärte auf eine Frage bezüglich der Landwirtschaft, welche in Hille besonders präsent ist, dass die Grünen Förderprogramme entwickelt haben, sodass nachhaltige Umbauarbeiten auch für kleine Betriebe möglich seien, damit es Tier und Mensch besser gehe. Besonders imponiert hat den Schülern, dass Gambir bei einer Frage bezüglich des Motorrad Fahrens und der Dezibel-Lautstärke offen zugab, dass sie darauf gerade keine Antwort wisse und ihm anbot, ihr eine Mail zu schicken, damit sie es noch einmal nachschauen und ihm dann eine Antwort geben kann. Diese Ehrlichkeit und das angebotene Engagement kamen bei den Schülern gut an. Auch die zugewandte Art von Oliver Vogt, der vom Beruf Lehrer ist, sorgte für eine sympathische Wahrnehmung bei den Schülern.
Im Gespräch mit Kegel von den Linken lernten einige Schüler den Unterschied zwischen der Erststimme (mit der man seinen favorisierten Kandidaten wählt) und der Zweitstimme (die man einer bestimmten Partei an sich gibt) kennen, da die persönliche Meinung nicht immer mit der seiner Partei einhergehen muss. Für viele angehende Autofahrer und welche, die es erst vor kurzem geworden sind, ist das angestrebte Ziel, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h innerorts einzuführen, unvorstellbar. Kegel könne sich eher vorstellen, dass dies als Anreiz dafür gesehen wird, auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen. Sie selber sieht diese generelle Geschwindigkeitsbegrenzung aber auch als eher zu ,,krass“ an.
Ein interessanter Nebeneffekt, der sich bei Videokonferenzen des Öfteren mal ergibt, ist, dass man von anderen Leuten mitbekommt, wie diese zu Hause wohnen. So aber nicht bei Post, da der von der Autobahn aus dem Stau heraus teilnahm. Leider wird nicht überall in Deutschland so fleißig wie in Hille das Internet ausgebaut, wofür sich Post unter anderem in seiner aktuellen Amtszeit im Bundestag um Gelder gekümmert hat, sodass die Verbindung nur sehr schlecht und ein Gesprächsfluss schwer möglich waren. Dass die SPD erst zum Jahr 2045 klimaneutral werden möchte, begründet Post damit, dass es wichtig sei, sich realistische Ziele zu stecken, die auch erreicht werden können, da es nichts bringe, lediglich eine optimistische Zahl aufs Papier zu schreiben. Auch Herr Schäffler nutzte die Zeit zwischen zwei Terminen, um aus dem Auto vom Parkplatz am Speed-Dating teilzunehmen.
Dies sind lediglich ein paar Ausschnitte aus viel komplexeren Gesprächen, die zumindest dem Gefühl nach viel schneller als einer Viertelstunde vorüber waren.
Abschließend lässt sich sagen, dass diese Veranstaltung für viele Lernende eine Bereicherung im sonst sehr theoretischen Schulalltag war und es denjenigen, die dieses Jahr das erste Mal an der Bundestagswahl oder auch an der Juniorwahl teilnehmen dürfen, weitergeholfen hat, sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen und sich vor allem selbst eine Meinung zu bilden. Politisches Interesse ist wichtig, gerade wenn so etwas wichtiges auf dem Spiel steht wie aktuell: Nämlich unsere Zukunft hier auf der Erde!
Deswegen appelliere ich an euch:
Wenn du das Privileg besitzt, am 26.09 oder auch schon eher per Briefwahl deine Stimme abzugeben, nutze diese Chance unbedingt! Doch nicht nur das Wählen ist wichtig, auch für dein eigenes Handeln vor Ort solltest du Verantwortung tragen, denn nur gemeinsam erreicht man viel:
,,Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ (Afrikanisches Sprichwort)
Autorin: L. Rieke
zurück