schatten
schatten

PRESSE: Heiter bis tödlich: Schüler setzen sich mit dem Tod auseinander

Eintrag vom 3. Februar 2018

Hille (kr). Von der Bühne ertönt ein ohrenbetäubend lauter Knall, einen Moment später ein weiterer. Ein Mobbing-Opfer hat erst seinen Peiniger, dann sich selbst erschossen.

Anschließend erzählt ein Mädchen die Geschichte seiner Schwester, die den Kampf gegen einen bösartigen Tumor verloren hat. „Genieß jeden Moment mit den Menschen, die dir wichtig sind, denn es ist schneller vorbei als du denkst“, lautet die abschließende Botschaft ans Publikum, bevor der Vorhang fällt.
Zu ihrem traditionellen DuG-Abend (Darstellen und Gestalten) am Ende des ersten Schuljahres hatten auch diesmal wieder die Jahrgangsstufen sieben bis zehn der Verbundschule Hille eingeladen. Das diesjährige Motto „Heiter bis tödlich“ hatte es in sich: Es regte die Zuschauer in der voll besetzten Schulaula zum Nachdenken an und zeigte ihnen auf vielfältige Weise, wie sich junge Menschen mit dem Thema Tod auseinandersetzen.
Ein Unfall, eine tödliche Krankheit oder der Streich gegenüber einem Mitschüler, aus dem bitterer Ernst wird: Rund 120 Teilnehmer der Kurse „Darstellen und Gestalten“ aus vier Jahrgängen hatten sich eines Themas angenommen, das zu den traurigen Momenten des Lebens gehört und plötzlich alles verändert. Der Tod war bei der diesjährigen Präsentation der bisherigen Unterrichts-Ergebnisse allgegenwärtig und wurde auf ebenso vielseitig wie beeindruckend beleuchtet. Stimmungsvolle Übergänge schuf die Schulband „Liberty Walk“ mit thematisch passenden Popsongs.
Wie nah Komik und Tragik beieinander liegen können, zeigte der siebte Jahrgang gleich zu Beginn. Für die jüngsten Darsteller gehört das Fach „Darstellen und Gestalten“ erst seit Beginn des Schuljahres zum Unterrichtsstoff. Körpersprache ist für sie noch das alleinige Ausdrucksmittel. Mit ausdrucksstarker Gestik und Mimik, wenigen Requisiten und musikalischer Untermalung brachten sie die Gegensätze „Gut und Böse“ auf die Bühne und ließen das Publikum daran teilhaben, wie schnell zunächst harmlos gemeinte Späße für die Opfer zu ernsthaften Problemen werden können. Dafür schlüpften die Siebtklässler in die Rollen von Clowns und konfrontierten das Publikum mit der Frage nach den Grenzen von Clownerie.
Bild- und Wortsprache sind für den achten Jahrgang die Mittel, das im zurückliegenden Halbjahr Erlernte auf der Bühne umzusetzen. Die Beschäftigung mit Ordnungssystemen und Farben steht im Vordergrund. Das Gemälde „Die Kirmes der St. George“ des niederländischen Renaissance-Malers Pieter Bruegel der Ältere diente den Schülerinnen der Jahrgangsstufe als Inspiration für Jahrmarkt-Szenen auf dem schmalen Grat zwischen Vergnügen und angstvollen Erlebnissen.
Der neunte Jahrgang setzte Edgar Allen Poes Erzählung „Die Maske des Roten Todes“ szenisch um. Dabei wurden den Zuschauern ergreifende Bilder vor Augen geführt, wie die Pest um sich greift und ein ganzes Volk auslöscht, während der wohlhabende Herrscher, Prinz Prospero, ein rauschendes Fest feiert und sich der Verantwortung gegenüber seinem Volk entzieht.
Des Themas des diesjährigen DuG-Abends besonders eindrucksvoll nahm sich zehnte Jahrgang an, der auch durch die Veranstaltung führte. Das tödliche Ende eines Restaurant-Besuchs, der dramatische Ausgang eines Unfalls mit Fahrerflucht, die Verzweiflungstat eines Mobbing-Opfers und die Trauer um den tragischen Tod eines Mädchens: Ergreifende Szenen, die den Zuschauern einmal mehr ins Bewusstsein riefen, wie endlich das Leben ist. Mit ihrer stimmigen Symbiose aus Körper-, Wort-, Bild- und Musiksprache forderten die Schüler geradezu dazu auf, bewusster über das eigene Verhalten gegenüber Mitmenschen nachzudenken. Insgesamt wieder eine beeindruckende Leistung aller Beteiligten, die mit reichlich Applaus belohnt wurde.

Autorin: Kerstin Rickert
Copyright © Mindener Tageblatt 2018
Quelle: http://www.mt.de/lokales/hille/22047161_Heiter-bis-toedlich-Schueler-setzen-sich-mit-dem-Tod-auseinander.html

zurück