PRESSE: Schulsozialarbeiter könnten Unterstützung gut gebrauchen
Eintrag vom 17. Mai 2018
Hille (mt). Sie habe sich ganz gut eingearbeitet, berichtet Stephanie Mohme. „So langsam haben die Schüler ein Bild von mir.“ Da helfen auch die Uno-Runden im Freizeitraum mit den Fünft- bis Achtklässlern.
Denn vor allem diese Altersgruppen suchen Hilfe und ein offenes Ohr bei ihr und Kollege Karsten Kranzusch. Die beiden sind Schulsozialarbeiter an der Verbundschule. „Über Spiele kommt man gut ins Gespräch“, weiß sie.
Kranzusch war 1996 der erste Schulsozialarbeiter überhaupt an einer Schule in der Gemeinde Hille und ist damit schon lange im Geschäft. Mohme ist seit Anfang des Jahres dabei, sie übernimmt für zwei Jahre die Elternzeitvertretung für Katharina Traue, und ist in erster Linie für die Schülerinnen zuständig, vor allem Siebtklässler suchen sie auf. „Gerade in der Pubertät gibt es viel Beratungsbedarf“, sagt die 29-Jährige, die gebürtig aus Porta Westfalica stammt und an der Universität Bielefeld ihren Master in Erziehungswissenschaften gemacht hat. Sie ist frisch vom Hörsaal an die Schule gewechselt.
Oft geht es um Streit, wenn die Mädchen bei ihr Rat suchen. „Der wird oft über Soziale Medien ausgetragen“, ist ihre Erfahrung. Da blockiert zum Beispiel Eine die Andere bei Whatsapp. Aber auch für Eltern und Lehrer ist das Duo Ansprechpartner. Es macht auch Hausbesuche und kümmert sich um Projekte etwa zum Thema Sexualität oder Mobbing. Manchmal greifen Mohme und Kranzusch der Sonderpädagogin unter die Arme. Außerdem gibt es viel Austausch mit außerschulischen Stellen. Ganz schön viel für zwei Teilzeitstellen mit jeweils 20 Stunden in der Woche.
Bereits? im vergangenen Jahr berichteten Kranzusch und – damals noch – Katharina Traue, dass bei der eingeschränkten Stundenzahl immer etwas zu kurz komme. Kranzusch hatte – im Gegensatz zu Traue – eine Vollzeitstelle, reduzierte im Februar 2017 aber auf 20 Stunden, weil er auch im Personalrat der Gesamtschule tätig ist. In dieses Wahlgremium wird man für vier Jahre gewählt. Beide hofften, dass die reduzierten Stunden aufgefangen würden.
Doch so einfach ist das nicht: Während Traues beziehungsweise Stephanie Mohmes Stelle von der Kommune finanziert wird, wird die – derzeit reduzierte – Vollzeitstelle von Kranzusch vom Land Nordrhein-Westfalen bezahlt und zwar als eine umgewandelte Lehrerstelle. „Wenn Mitarbeiter vorübergehend Stunden reduzieren, bleibt der reguläre arbeitsrechtliche Anspruch auf den ursprünglich vereinbarten Beschäftigungsumfang voll erhalten“, teilt Peter Westphal von der Pressestelle der Bezirksregierung Detmold auf Nachfrage mit. Die Bezirksregierung kümmert sich stellvertretend für das Land um Personalangelegenheiten an öffentlichen Schulen.
„Somit können Ersatzeinstellungen nur für den befristeten Zeitraum in Höhe der verfügbaren Reduzierung erfolgen“, erklärt Westphal das generelle Prozedere. Ob so ein Stundenkontingent ausgeschrieben werde, erfolge unter anderem unter Abwägung der voraussichtlichen Dauer der Stellenreduzierung durch den Mitarbeiter sowie der damit verbundenen Aussicht auf eine entsprechende Personalgewinnung auf dem Arbeitsmarkt. Eine Neuausschreibung sei wegen des rechtlichen Anspruchs der Mitarbeiter auf den in voller Höhe weiterbestehenden, wenn auch vorübergehend reduzierten, Beschäftigungsumfang nicht möglich. Aus demselben Grund scheide auch eine Stellenaufstockung aus.
Auswirkungen hat die begrenzte Stundenzahl der Sozialarbeiter vor allem auf die präventive Arbeit zu Dauerthemen wie Mobbing und Gewalt, sagt Kranzusch. Diese hatte er in den vergangenen Jahren aufgebaut. „Wir sind gut mit dem Tagesgeschäft, den Beratungen, ausgelastet. Irgendwann wird die halbe Stelle immer enger.“
Beispielsweise stellen Kranzusch und seine Kollegin normalerweise in den Jahrgängen fünf bis sieben das Gegen-Gewalt-Konzept vor und schließen mit den Schülern Vereinbarungen gegen Gewalt ab. Das hat aber zeitlich schon länger nicht mehr geklappt.
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Quelle: https://www.mt.de/lokales/hille/22139900_Schulsozialarbeiter-koennten-Unterstuetzung-gut-gebrauchen.html
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