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Was ein Theater!

Eintrag vom 13. März 2022

Wie spreche ich überzeugend? Wie gelingt es mir, andere von meiner Meinung zu überzeugen? Die Macht der Worte stand für einige Wochen im Zentrum unseres Lateinunterrichts. In diesem Zusammenhang befassten wir uns mit folgenden Fragen: Wie arbeitet ein guter Redner und wie ist eine überzeugende Rede nach antikem Vorbild aufgebaut?

Nachdem wir den rhetorischen Hintergrund dieser Fragestellungen beantwortet hatten, ging es darum, eine eigene Rede nach dem System der antiken Rhetorik zu verfassen. Der letzte Arbeitsschritt eines römischen orator, die actio oder pronuntiatio (der Redevortrag), sollte dann auch entsprechend würdevoll inszeniert sein: Hierfür brach unser Lateinkurs zusammen mit unserem Lehrer Herrn Bergel nach Minden auf. Nach einer kurzen Reise mit dem Bus trafen wir in Minden ein und nach einer Stärkung im Restaurant ging es dann auf zum Theater, wo uns Viola Schneider, die Theaterpädagogin, und ihre beiden Kolleginnen begrüßten.

Durch mehrere spielerische Übungen lernten wir zunächst etwas mehr über Mimik und Gestik sowie etwas zum Schauspiel. Eine der Aufgaben war es, ein Selbstportrait zu malen, aber mit der Schwierigkeit, dass wir den Zettel vor uns an den Bauch halten mussten, nicht gucken durften und mit der Hand, mit der wir normalerweise nicht schreiben, malen mussten. Dabei entstanden lustige, interessante und einzigartige Ergebnisse. Auch Situationen in einer Pose pantomimisch darzustellen, war eine sehr schöne Übung. So entstanden direkt zu Beginn des Workshops mehrere Momente, die zu einigem Schmunzeln fühlten.

Eine weitere sehr tolle Aufgabe war es, sich innerhalb von fünf Minuten eine Live-Fotostory auszudenken. Dies kann man sich wie folgt vorstellen: es gibt einen Erzähler, der Rest der Gruppe sind die Schauspieler. Wir entwickelten in nur fünf Minuten eine kurze Geschichte, verteilten die Rollen und präsentierten unser Ergebnis anhand von fünf Standbildern.

Neben den drei genannten Übungen gab es aber noch mehr. Um uns auf den Höhepunkt des Ausfluges vorzubereiten, lernten wir auch, wie man am besten steht, wenn man auf der Bühne ist, und erhielten nützliche Tipps zur Gestik und Mimik. Zum Schluss kam der Höhepunkt des Ausfluges: alle Schüler*innen des Kurses trugen ihre circa 90 Sekunden umfassende Rede vor. Da die Themenwahl der Rede völlig freigestellt war, hörten wir viele unterschiedliche Reden. Manche behandelten eher ernstere Themen, wie Mobbing, Atomkraft, Hackerangriffe und die Schwächen im Schulsystem.

Andere Reden wiederum befassten sich mit eher humorvollen und schönen Themen, wie eine Lobesrede auf die beste Freundin, ob Ronaldo oder Messi der bessere Fußballspieler ist oder die beinahe schon absurd erscheinende Diskussion, ob Wasser denn nass ist. Es gab aber noch viele weitere Themen. Insgesamt sind noch viele der Reden im Kopf geblieben und haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch Herr Bergel und Viola waren schwer beeindruckt.

Es war ein Ausflug der besonderen Art und hat uns allen viel Spaß gemacht. Manches verborgene Talent ist hier zum Vorschein gekommen und es gab zahlreiche Inspirationen. Dies war ein schöner Abschluss unserer Cicero Reihe und vielleicht wird dies zu einer neuen Tradition für die nachfolgenden Lateinkurse an unserer Schule werden.

Autor*in: M. Weihe, R. Bergel

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