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Berlin ist eine Reise wert

Eintrag vom 2. November 2015

Vier Wochen ist es jetzt her, dass die 10ten Klassen auf Abschlussfahrt waren. Wir, die Klasse 10e, waren vom 27.09. bis zum 01.10. in Berlin.

Da Berlin ja für die deutsche Geschichte steht, haben wir uns an einem Nachmittag auch das ehemalige Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen angeschaut.

Unsere Klasse wurde in Jungs und Mädchen getrennt. Jede Gruppe bekam einen Leiter, der damals selbst in diesem Gefängnis einige Zeit sitzen musste. Der Betreuer unserer Gruppe sagte uns von Anfang, dass er hofft, dass wir alle seelisch stark sind, denn er würde keine Rücksicht auf jemanden nehmen. Er wollte nichts „schön“ reden, sondern es genauso erzählen, wie es damals war.

In diesem Gefängnis wurde keine Rücksicht auf Mann oder Frau, jung oder alt, krank oder gesund oder auf Kinder genommen. Damals war man ab 12 Jahren sozusagen „strafmündig“ und konnte auch somit ab dann dort einsitzen.

Zuallererst gingen wir in den alten Teil des Gefängnis. Das war der Keller, in dem die neu Angelieferten gebracht wurden und diejenigen, die sich bei den Verhören weigerten etwas zu sagen. Das Schlimme war, dass uns unser Gruppenleiter seine Zelle zeigen konnte, in der er über 2 Jahre eingesessen hatte. Wir versammelten uns in einer Zelle, die normal 6×4 m groß war. Über das Jahr waren es immer so um die 6-9 Grad in jeder Zellen. Zur Raumausstattung gehörte nichts. Wenn man Glück hatte, bekam man eine Holzpritsche. Meist jedoch ohne Decke oder Kissen. Es gab keine Fenster, nur eine kleine Glühbirne, die über der Tür angebracht war. Diese wurde mit einem Eisengitter umgeben, damit kein Häftling auf die Idee kam, seine Finger anzulecken und mal eben an die Glühbirne zu fassen oder mit dem Glas sich die Pulsader aufzuschneiden. „Wenn jemand stirbt, dann nur, wenn wir es wollen.“ Das hatten die Stasi-Mitarbeiter immer wieder gesagt, weil jeder Häftling wertvolle Informationen hatte.

Danach ging es dann für uns in das neuere Gebäude. Dort waren die Zellen auch schon ganz anders ausgestattet. Hell, mit Fenster, einer Holzpritsche – aber diesmal mit Decke und Kissen, Waschbecken und Toilette. Oft wurden die Frauen von Stasi-Mitarbeitern sexuell belästigt, denn egal, ob sie auf Toilette waren oder sich gerade am Waschbecken wuschen, jeder konnte zu jeder Zeit durch ein kleines Fenster in der Tür in die Zelle schauen. In der Nacht war alle 10 Minuten eine sogenannte „Lichtkontrolle“, in der immer das Licht an und wieder ausgemacht wurde. Der Sinn war die seelische Zerstörung des Häftlings, aber auch um zu gucken, ob dieser richtig und ordnungsgemäß in seinem Bett lag. Es war nämlich nur erlaubt, auf dem Rücken zu liegen und die Hände auf der Brust oder dem Bauch zu verschränken oder sie gerade neben den Körper zu legen. Unser Betreuer kann auch heute noch sehr schwer einschlafen und wacht alle 10 Minuten auf, weil er so gestört von dem Klicken des Lichtschalters ist, dass er meint, dieses in der Nacht immer noch zu hören.

Weiter ging es dann in die Verhörräume. Unter anderem sahen wir dort auch den Verhörraum aus dem Film „Das Leben der Anderen“. Als wir uns in einem dieser Räume versammelt und auf die dortstehenden Stühle gesetzt hatten, wurde uns erklärt, wie so ein Verhör ablief.

Wenn man nichts preisgeben wollte, wurde man mit verschiedenen Sachen unter Druck gesetzt.

„Deine Familie wird umgebracht, wenn du jetzt nicht die Wahrheit sagst!“, „Willst du, dass deine Tochter in ein Heim gesteckt oder von anderen adoptiert wird?“, „Du bist eine schlechte Mutter! Lässt ihr Kind einfach alleine!“, „Ich hatte vor 2 Stunden ein sehr nettes Gespräch mit deinem kleinen Sohn. Er vermisst dich sehr.“ So etwas bekamen die Häftlinge dann zum Beispiel zu hören, nur damit sie die Wahrheit sagten. Oft dauerten solche Verhöre 48 Stunden oder länger – und das alles ohne Schlaf. Wenn einem zwischendurch die Augen zufielen, wurde man von den Wachen geprügelt und dabei war es egal ob Frau, Mann oder Kind.

Die Nachtruhe war um 6 Uhr morgens vorbei und wenn man dann erst von der Verhörung zurück in die Zelle gebracht wurde, würde man am liebsten schlafen, doch es war dem Häftling nicht erlaubt, sich über den Tag auf das Bett zu legen.

Unser Leiter spielte mit zwei von unseren Mädchen eine kleine Szene nach, so wie es damals abgelaufen wäre. Die beiden konnten sich so gut in diese Rolle hineinversetzten, dass es denen sehr nahe ging. Danach war unsere Führung zu Ende. Wirklich alle waren bedrückt und irgendwie mental nicht anwesend. Es kam sogar dazu, dass die beiden, die als Gefangene dargestellt wurden, anfingen zu weinen. Wir alle hätten niemals gedacht, dass uns dieser Rundgang durch das ehemalige Stasi-Gefängnis so nahe gehen würde. Es war eine Erfahrung, die wir alle sehr schätzen.

Zum Schluss noch etwas zu unserem Betreuer:

Wie am Anfang schon gesagt, war er selbst Häftling in Hohenschönhausen und konnte somit alles haargenau und ohne Rücksicht wiedergeben. Ingesamt war er 7 Jahre in Gefängnissen der ehemaligen DDR untergbracht worden. 2 Jahre davon saß er in Hohenschönhausen ein. Erst am Ende, als wir im Verhörraum saßen, erzählte er, dass seine ehemalige Frau ihn damals verraten hatte. Und das für 180 DDRmark.

 

Häuptsächlich war unser Programm auf die Geschichte vom früheren Deutschland spezialisiert und somit auch auf die Mauer. Dazu waren wir in der Bernauerstraße an der Gedenkstädte der Berliner Mauer. Dort war ein Teil der Mauer noch erhalten, soweit es möglich war. Inzwischen allerdings mit Graffitis besprayt. Auch die echten Laternen standen noch. Um die Leitungen von damals zu sehen, wurde Erde ausgehoben und mitten auf dem Platz befand sich eine Gedenkstädte für all diejenigen, die an der Mauer ums Leben kamen. Die schockierendste Geschichte, die uns unsere Leiterin erzählte, war, dass selbst Kinder erschossen wurden.

Das jüngste Kind war 6 Jahre alt und wollte mit seinem Freund, 8 Jahre alt, die Mauer überqueren, um seinen Vater zu besuchen, der auf der anderen Seite der Mauer wohnte. Als dies ein Soldat sah, gab er einen Schießbefehl und rechtfertigte es in seinem späteren Prozess damit, dass er nichts gesehen habe. Auch wenn das gelogen war, weil überall auf dem Grenzweg Laternen und somit genug Licht war, bekam der Soldat nur eine Bewährungsstrafe.

Des Weiteren wurde noch ein Kind im Alter von 11 Jahren erschossen und eins im Alter von 13 Jahren.

Auf einem der bekanntestem Bilder aus der DDR – Zeit ist eine ältere Frau zu sehen, die versucht aus dem Fenster zu steigen. Im Hintergrund zerren Grenzsoldat an ihr, um sie im Haus zu behalten. Das Haus stand genau auf der Grenze zwischen Ost – und Westdeutschland und um in den Westen zu gelangen, musste man nur aus der Haustür zu gehen. Als die Grenze verschärft wurde und Fluchtversuche verhindert werden sollten, wurden die Bewohner gezwungen durch die Hintertür zu gehen, um im Osten zu bleiben. Die Bewohner wollten natürlich in den Westen flüchten und auch diese ältere Dame. Sie wohnte im ersten Stock und versuchte aus dem Fenster zu klettern und durch die Hilfe von den anderen Flüchtlingen schaffte sie es.

 

Es gab viele Fluchtversuche aus der Ostzone, wie zum Beispiel durch Tunnels und mit Heißluftballons. Auch unsere Leiterin hat diese Zeit selber miterlebt und konnte die Führung somit interessant gestalten.

Des Weiteren waren wir in der Assisistraße, am Checkpoint Charlie. Damals kamen die 4 Siegermächte an dieser Stelle zusammen und man sieht in welchen Sektoren man sich an bestimmten Stellen befindet. Dort ist ein Museum, in dem Bilder von der Mauer ausgestellt sind. In dem ersten Raum ist alles bemalt, von Menschen die dieses Museum besucht haben. Es stehen Stifte bereit, sodass man auch selber noch was dazumalen oder schreiben kann. In dem anderen Raum sah man eine 180 Grad-Panoramaleinwand von früher. Da sie 3D war, sah sie echt aus und man konnte 1 Minute darauf schauen, ohne dass einem langweilig wurde. Man sah immer eine neue Kleinigkeit, zum Beispiel jemanden, der aus dem Fenster schaute oder ein Kind, das mit seinem Vater spielte. Um das besser erkennen zu können, gab es ein kleinen Aussichtsturm aus Holz.

Am Anfang war der Raum immer dunkel und in ein violettee Licht getaucht. Nach einer Weile hörte man die Stimme von Walter Ulbricht, der den wohl bekanntesten Satz aus der DDR – Zeit sagte : „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten.“ Danach wurde der ganze Raum hell und man sah nun alles besser. Somit realisierte man diese Lüge besser, denn zwei Monate später wurde die Mauer gebaut. Um den Verlauf der Mauererrichtung nachzulesen, waren am Eingang des Raumes noch zwei Informationssäulen. Dieses Musuem war sehr erfolgreich und faszinierend, weil es interessant war, so ein großes Bild von der Mauer und ihrem Drumherum zu sehen.

 

Natürlich erkundeten wir nicht nur die ganze Zeit die Stadt oder guckten uns Sehenswürdigkeiten.Wir hatten auch sehr viel Freizeit, wo wir in Kleingruppen unterwegs waren.

In dieser Zeit waren natürlich auch manche Shoppen in der gerade erst neueröffneten Mall of Berlin oder auch im Alexa, mindestens genauso beliebt war aber auch der Kurfürstendamm. Wenn man dann all diese Shopping-Ziele abgearbeitet hatte, waren wahrscheinlich alle Shopping – Herzen voll, denn alleine in der Mall of Berlin gibt es ca. 270 Shops.

Aber wenn man jeden Tag mehrere Stunden Freizeit hat, ist Shoppen natürlich nicht das Einzigste, was auf dem Plan steht, wir machten uns auch selber auf dem Weg und guckten uns Sehenswürdigkeiten an, so wie zum Beispiel das Brandenburger Tor; dort waren wir alle mehre Male und bei dem traumhaften Wetter war es auch schön, einfach in der Sonne zu sitzen und mit seinen Freunden zu quatschen.

Einige von uns besuchten am Montag auch das Dungeon und Madame Tussaud, aber um zu diesen Attraktionen zu kommen, musste man eigentlich immer die S- oder U-Bahn nutzen, dass kostete viele auch Überwindung, weil sie entweder noch nie S- und U-Bahn gefahren waren oder den betreffenden Plan nicht lesen und verstehen konnten. Nach mindestens drei Tagen war aber mindestens eine Angst überwunden: Das U-Bahn fahren. Vielen machte es sogar so viel Spaß, dass sie auch ohne ein genaues Ziel einfach irgendwo hinfuhren. Manche von uns gingen abends auch noch ins Kino und schauten sich danach noch das Sony Center am Potsdamer Platzt an.

Andere setzten sich abends in ein Restaurant und aßen dort lecker.

So oder so ähnlich klangen die meisten Abende während unserer Klassenfahrt aus, es war immer sehr lustig und wir haben immer viel gelacht!

Alles in allem können wir sagen, dass es eine gelungene Klassenfahrt war.

 

Rica, Lisa, Pia und Kira

 

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