PRESSE: Ein Erfolgsmodell: Verbundschule Hille in der Region einmalig
Eintrag vom 12. April 2019
Hille (mt). Nur unterrichten – nein, das funktioniere heutzutage nicht mehr, meint Dirk Schubert. Für den Leiter der Verbundschule Hille ist Unterricht mehr als das Beherrschen binomischer Formeln oder die korrekte Kommasetzung.
„Natürlich sollen die Schüler den bestmöglichen Schulabschluss machen, aber ich wünsche mir auch kritische, engagierte Bürger – und die gibt es nicht auf Knopfdruck.“
Die Gesamtschule Hille feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Ein guter Grund für Schubert, auf die Meilensteine zurückzublicken und über die Bedeutung der Schule für die Gemeinde Hille zu sprechen. Als zum Schuljahr 2006/2007 das Gymnasium neu gegründet wurde, entstand der Verbund aus Gesamtschule und Gymnasium. „Mit rund 1.500 Schülern sind wir die größte weiterführende Schule im Kreis. Der Verbund in öffentlicher Trägerschaft ist in der Region einmalig“, sagt Schubert. Die Schüler haben in Hille die Möglichkeit, alle Schulabschlüsse der Sekundarstufen I und II zu machen. Mit der Rückkehr zu G9 ist das Abitur – beginnend mit diesem Schuljahr – auch am Gymnasium wieder nach neun Jahren möglich.
Schubert beurteilt die Bedingungen, in Hille gute Schule zu machen, als extrem positiv. Zum einen würden junge Familien nach Hille kommen, weil sie hier eine funktionierende Infrastruktur fänden. Zum anderen habe sich die Verbundschule ihren guten Ruf erarbeitet. „In Zeiten, wo Schülerzahlen rückläufig sind und Schulen werben müssen, haben wir mehr Anmeldungen als verfügbare Plätze.“ Als weiteren Punkt nennt der Schulleiter die Zusammenarbeit mit dem Schulträger – der Gemeinde Hille. Es sei eine wegweisende Entscheidung von Politik und Verwaltung gewesen, schwerpunktmäßig in Bildung zu investieren – und zwar für alle Schulen in der Gemeinde.
Aktuell entsteht an der Von-Oeynhausen-Straße der fünfte Erweiterungsbau seit der Gründung im Jahr 1989 (das MT berichtete). Der Grund ist, dass die Verbundschule seit drei Jahren auch Schule Gemeinsamen Lernens – Stichwort Inklusion – ist. „Das hat Schule noch einmal total verändert“, sagt Schubert und gibt zu, dass die Ausgangslage nicht einfacher geworden ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen gebe es in Hille in jedem Jahrgang Förderschullehrer und der gestiegene Raumbedarf werde mit dem Anbau ebenfalls gedeckt.
Wenn Dirk Schubert über Veränderungen spricht, sind es vor allem die vergangenen fünf Jahre, in denen sich Dinge rasant verändert haben. Die Digitalisierung in allen Bereichen habe dazu geführt, dass jeder der 130 Kollegen mittlerweile mit einem Tablet ausgestattet sei. Ob auch die Schüler eigene Geräte bekommen, darüber müsse diskutiert werden, meint Schubert. Aktuell warte die Schule dringend auf den Breitbandausbau. Schubert: „Das ist der Schlüssel zur Digitalisierung.“ Spannend werde es auch am Jahresende, wenn die Schulkonferenz ein Fazit zur Umgestaltung des Unterrichts vor drei Jahren zieht. „Wir sind von Einzelstunden überwiegend zu Doppelstunden übergegangen. Ob wir dabei bleiben, entscheiden Lehrer, Schüler und Eltern am Ende gemeinsam.“
Dass der Schulleiter großen Wert darauf legt, dass die Schüler ihre Schule mitgestalten, wird bei einem Gang durch das Gebäude sichtbar. Überall finden sich Hinweise darauf, dass viele Ideen, Anregungen und Initiativen aus der Schülerschaft kommen – sei es der Eine-Welt-Laden, der Schulsanitätsdienst, die Schülerzeitung oder die großen Wandbilder, die außerhalb der Schulzeit entstanden sind.
Eines seiner Lieblingsprojekte, verrät Schubert, sind die Wasserspender. „Die Idee hatten Schüler bei einer sozialen Woche vor zwei Jahren. Gerade erst haben wir den dritten Wasserspender aufgestellt und 500 Schüler haben bereits eine eigene Trinkflasche.“ Das Projekt, das auch vom Förderverein unterstützt wird, stehe für Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung, so Schubert.
Ein weiteres Beispiel, wo Schüler ihre Schule gestalten, sei der Beachvolleyballplatz (das MT berichtete). Der Startschuss für den Bau der Anlage ist am 3. Mai. Ein Vater und zwei Oberstufenschüler übernehmen die Bauleitung. Auf einer Fläche von 18 mal 32 Meter müssen rund 350 Tonnen Sand bewegt werden.
In seinen 23 Jahren an der Schule habe er selbst auch viel bewegen können, blickt Schubert zufrieden zurück. Für ihn allerdings kein Grund, sich zurückzulehnen. Im nächsten Jahr würden die verschiedenen Lehrerzimmer zusammengelegt werden und der Bau eines grünen Klassenzimmers sei geplant. Zum Glück sei auch die Bereitschaft seiner Kollegen, die Schule zu entwickeln, sehr groß, sagt Schubert.
Copyright © Mindener Tageblatt 2019
Quelle: https://www.mt.de/lokales/hille/22427936_Ein-Erfolgsmodell-Verbundschule-Hille-in-der-Region-einmalig.html
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