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Eine Kurzgeschichte: Der geheimnisvolle Junge

Eintrag vom 6. Januar 2017

Thorben Kröger, 9b

Es fing wie jeden Morgen wieder damit an, dass er zu spät zum Unterricht kam.

Er platzte rein, sagte wie immer nichts und setzte sich hin. Er guckte wie immer aus dem Fenster. Es regnete. Er sah die Krähen, wie sie die Pausenbrote vom Boden fraßen. Der Lehrer wollte ihn drannehmen, doch er wusste, dass der Junge sowieso keinen Laut von sich geben würde, also nahm er mich dran. Es klingelte zur Pause und alle gingen raus. Außer der Junge, er blieb oben. Nach der Pause fragte der Lehrer mich, ob ich die Bücher aus dem Bioraum holen könnte. Er wusste, dass ich sie nicht allein tragen konnte, deswegen fragte er den Jungen, ob er mitgehen könnte. Und tatsächlich stand der Junge auf und ging raus, um mir zu helfen, wie ich dachte. Keiner konnte es fassen, dass er gerade wirklich aufgestanden war. Ich lief schnell hinterher, aber ich hatte mich wohl geirrt mit der Vermutung, dass er mir helfen wollte. Er stand vor der Tür und guckte raus, ganz so, als wollte er gar nicht in den Regen draußen. Er drehte sich um und sah mich dort stehen. Ich guckte ihn verwundert an. Aber er drehte seinen Kopf wieder und ging weg, anscheinend weit weg, weil ich der Letzte war, der ihn jemals gesehen hat.

 

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