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Gehorsam : Praktische Philosophie – Beispiele aus dem Unterricht

Eintrag vom 23. Juni 2015

Versuch über den Gehorsam

Ich habe mich gefragt, inwieweit Gehorsam gut ist.

Auf diese Frage komme ich gleich wieder zurück. Zuerst einmal beschäftige ich mich damit, was ich eigentlich unter Gehorsam verstehe.

Für mich heißt Gehorsam, dass ich nicht selber nachdenke und anderen vieles nachmache. Es bedeutet außerdem, dass mir Entscheidungen abgenommen werden, weil andere mir sagen, was ich zu tun habe. Als kleines Kind hat meine Mutter mir zum Beispiel gesagt, was ich tun darf und was nicht und ob etwas falsch oder richtig ist. In der Schule sind es dann die Lehrer, die mich zurechtweisen. Allgemein gesagt werde ich so erzogen, dass ich gehorchen soll und das machen muss, was die Erwachsenen oder die Autoritätspersonen sagen.

Aber ist es wirklich richtig, nie etwas infrage zustellen? Ich finde nicht! Natürlich ist Gehorsam manchmal sinnvoll, da er mir zur Orientierung dient und ich noch einiges lernen muss, aber ich muss als Jugendliche auch selbstständig zu denken und zu entscheiden lernen. Dazu gehört unter Umständen ungehorsam zu sein. Ich finde das sehr wichtig, denn jeder sollte die Chance haben, selbst Erfahrungen und Fehler zu machen. Das hilft mir herauszufinden, wer ich bin, und gibt mir die Möglichkeit, mir eine eigene Meinung zu bilden.

Zum Gehorsam gehört allerdings immer noch das Gewissen. Das ist wie eine innere Stimme, die mich zurechtweist und mich dazu bringt, über viele Dinge gründlich nachzudenken. Oft merke ich mein Gewissen kaum, wenn ich jedoch etwas falsch gemacht habe, meldet es sich und ich habe ein schlechtes Gewissen.

Das Problem ist, dass viele den Gehorsam über das eigene Gewissen stellen. Das Milgram Experiment zeigt, wie weit Menschen gehen, wenn sie einen Befehl befolgen oder eine Aufgabe gut erfüllen wollen. Bei dem Experiment spielen insgesamt drei Personen mit. Ein Lehrer, ein Schüler und ein Versuchsleiter. Der Lehrer muss den Schüler mit Stromschlägen bestrafen, wenn dieser eine Aufgabe falsch löst. Die Stromschläge werden mit der Zeit immer stärker, woraufhin der Schüler Schmerzensschreie ausstößt. Trotz der Schreie führen mehr als die Hälfte der Lehrer auf Anordnung des Versuchsleiters das Experiment zu Ende. Nur wenige brechen vorher ab, jedoch verabreichen alle Versuchspersonen 300 Volt. Ich bin erschüttert, wie stark Autorität menschliches Handeln beeinflusst und wie leicht die Stimme des Gewissens zum Schweigen gebracht wird.

Das Experiment ist ein Beispiel dafür, dass Gehorsam bzw. blinder Gehorsam gefährlich sein kann. Von blindem Gehorsam spricht man, wenn ich Aufgaben ausführe ohne selber darüber nachzudenken, ob sie richtig sind. Diese Form des Gehorsams ist auf jeden Fall gefährlich. Das zeigt auch der 2. Weltkrieg, als Soldaten und viele andere die Befehle befolgten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welchen Schaden sie damit anrichten.

Ich bin der Meinung, dass ein gewisses Maß an Gehorsam gut ist, jedoch muss ich aufpassen, dass ich nicht dem blindem Gehorsam verfalle und aufhöre selber zu denken. Denn das würde mich zu einer Marionette ohne eigenen Willen machen. Dementsprechend ist es wichtig auch mal ungehorsam zu sein.

Celine K.

Ungehorsam in der Gesellschaft

In unserer Gesellschaft gibt es Normen, denen alle gehorchen, naja, fast alle. Denn jeder urteilt über den Anderen: “Der Rasen ist so hoch, das sind so unordentliche Menschen!“ Viele Leute haben Angst, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, wenn sie sich nicht an die Normen halten. Aber warum hat die Gesellschaft, unsere soziale Umgebung so eine große Macht über uns? Über diese Frage wird dieses Essay handeln.

Die meisten Menschen halten sich an die Regeln, gehorchen und gehen den äußerlich bequemen Weg. Jeder urteilt über seinen Nächsten, kontrolliert die Einhaltung der gesellschaftlichen Pflichten. Jeder setzt alles daran, dass sich nichts ändert und gibt der Gesellschaft die Macht; man unterwirft sich förmlich selbst. Aber warum tun sie das, ohne die Normen zu hinterfragen? Vielleicht haben sie Angst vor Veränderung, denn ändern sich die Verhältnisse, so müssen sich Menschen neu orientieren und selbstständig Entscheidungen treffen. Das ist anstrengend und riskant. Oder sie fürchten zu bemerken, dass die Gesellschaft, in der sie eine „bequeme, angesehene“ Position haben, eventuell die falschen Grundsätze verfolgt.

Aber ist dieser äußerlich so bequeme Weg wirklich komfortabler als ein unangepasster Weg? Wir alle passen unsere Handlungen daran an, was die Gesellschaft von uns erwartet. Und wenn die Frage kommt, warum jemand etwas getan hat, lautet die Antwort allzu oft: „Das macht man so.“ oder, auch sehr beliebt: „Das gehört sich so.“ Daraus resultiert, dass viele Menschen etwas, das sie glauben tun zu müssen, eher tun als das, was sie gerne tun würden.

Angenommen ich gehe den unangepassten Weg und gehorche nicht dem (vorgeblichen) Zwang, den Rasen mähen zu müssen, kann ich diese Zeit doch in Dinge investieren, die mir wirklich wichtig sind. Dann bin ich zwar „ungehorsam“, aber zum Lohn bekomme ich die persönliche Freiheit, von der so viele träumen und sich nicht trauen sie zu nehmen.

Ungehorsam im gesellschaftlichen Kontext, d.h. Nonkonformität, ist nichts für Feiglinge. Man braucht Selbstwertgefühl, den Wunsch nach Selbstverwirklichung und ein stabiles soziales Umfeld, das auch dann zu einem steht, wenn man sich nicht gesellschafts-konform verhält. Dieses Umfeld darf selbst keine Angst haben, genauso „geächtet“ zu werden wie ihr Freund. Wer kein „dickes Fell“ hat, dem wird es vermutlich schwer fallen, ein Nonkonformist zu sein.

Meiner Meinung nach ist gerade letzteres einer der Hauptgründe dafür, warum unsere Gesellschaft so festgefahren in ihren Werten ist, so ist wie sie ist. Umso wichtiger ist es, dass mehr Menschen beginnen, die Normen zu hinterfragen, denn so werden sich vielleicht eines Tages jene Normen und Wertvorstellungen auflösen, die die persönliche Freiheit des einzelnen Individuums einschränken.

Paula Charlotte P.

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