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‚Premiere der Premiere‘

Eintrag vom 25. Juni 2014

Dem Literaturkurs  der Q1 gelingt eine erfolgreiche erste Inszenierung

Am Dienstagabend war es endlich soweit: Nach einjähriger intensiver Literaturkursarbeit von 41 Schülerinnen und Schülern der Q1 konnten die Zuschauer in der Aula der Verbundschule erstmalig ein Theaterstück, „Das Netz“, ansehen. Hierbei trafen Morton Rhues „Die Welle“ und „Mario und der Zauberer“ (Thomas Mann) unterhaltsam, aber auch zum Nachdenken anregend, aufeinander.

In der fast bis auf den letzten Platz ausverkauften Aula herrschte zunächst einmal Verwirrung über den doch ungewohnten Aufbau der Stuhlreihen. Anders als bei dem bisherigen Revue-Format befanden sich keine Tische mehr im Zuschauerbereich. Die vielen Eltern, Verwandte und Freunde sollten sich eben wie im Theater fühlen. Das gelang auch sofort, als Cipolla (Mustafa Altuncu), einer der Hauptcharaktere in Mario und der Zauberer das Stück eröffnete und dabei zunächst für Irritation der Zuschauer sorgte. Als schließlich der Handlungsort in ein Klassenzimmer wechselte, war der Überraschungsmoment perfekt.

„Ihr seid also der Meinung, dass die Diktatur in Deutschland nicht mehr möglich wäre?“, fragt der Lehrer Herr Netzer (Sönke Wittemeier) in einer Geschichtsstunde seine Schüler und löste damit ein Experiment der besonderen Art aus. Sämtliche Schülerinnen und Schüler seiner Klasse verfielen der Idee eine Gemeinschaft zu werden, in der Macht und Disziplin bedeutende Merkmale darstellen. Lediglich Laura (Sophie Deisler) versuchte diesem „Wahnsinn“ ein Ende zu setzen und musste dabei spüren, was es heißt, nicht mehr Teil der Klasse zu sein. Dabei versetzten die immer wieder kleinen Einschübe von Szenen mit Cipolla die Zuschauer in Situationen über Aussagen wie „Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert: aber Willensfreiheit nicht“ nachzudenken.

Unterstützt wurden die Schauspieler durch die Band, bestehend aus Elisa Gülen (Gesang), Peter Shobowale (Bass/Gitarre), Finn Englich (Bass/Gitarre) und Felix Grund (Schlagzeug), die es verstanden, einzelne Szenen mit den passenden Musikstücken zu verbinden. So spielten sie z. B. zum Auftakt der Versammlung, in der die Mitglieder des Netzes mehr über Revolution und Führungsgedanken erfahren sollten, Tracy Chapmans „Talkin‘ bout revolution“ ein und machten damit die Zuschauer, die begeisternd applaudierten, irgendwie doch selbst zu Mitgliedern des Netzes.

Am Ende der Vorstellung kam es zu einem positiven Ausgang des Experimentes: Herrn Netzer gelang es seine Schülerinnen und Schüler davon zu überzeugen, die Bewegung des Netzes zu beenden und führte ihnen damit vor Augen, dass auch sie dafür die Verantwortung tragen, dass sich eine solche Manipulation von Massen nicht noch einmal wiederholt.

Insgesamt war die Aufführung ein voller Erfolg: Eltern, Verwandte und Lehrerinnen und Lehrer lobten das schauspielerische Talent der Schülerinnen und Schüler und bewunderten vor allem die Fähigkeit, eine solche Fülle an Texten auswendig zu lernen. Auch das selbstgestaltete, einfach gehaltene und doch gelungene Bühnenbild, das größtenteils nur aus vielseitig verwendbaren Hockern bestand und lediglich durch wenige Requisiten ergänzt wurde, bekam an diesem Abend großen Zuspruch.

Wem diese tolle Inszenierung entgangen ist, hat am kommenden Samstag ab 19:30 Uhr das letzte Mal die Gelegenheit sich das Stück in der Mensa der Verbundschule anzusehen.

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