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PRESSE: Besuch bei Freunden: Schüler und Lehrer aus Tansania zu Gast in der Verbundschule in Hille

Eintrag vom 24. Juni 2019

Hille (mt). Internet gibt es an der Rangwi Secondary School im Nordosten von Tansania keins. Die Wasserversorgung ist schlecht und die Stromversorgung kam erst vor drei Jahren.

Schulleiter Saidi Nawazi und die fünf weiteren Gäste aus dem afrikanischen Land sind deshalb schon recht beeindruckt, was die Verbundschule zu bieten hat. Pfingstmontag trafen sie in Hille ein und am kommenden Montag geht es nach zweiwöchigem Aufenthalt wieder zurück.

„Wir nehmen dann wichtige Eindrücke mit nach Hause“, sagt der 36-Jährige gegenüber dem MT. Was er, seine Kollegin Wivina Muyungi sowie die Schüler Apolonia (16), Halmati (15), Isaac (16) und Halidi (19) in dieser Zeit erlebt haben, schärfe ihre Blicke über den Tellerrand. Sie waren bereits in Berlin, im Großen Torfmoor oder tauschten sich zweieinhalb Stunden mit Hilles Bürgermeister Michael Schweiß (SPD) aus. Besuche am Steinhuder Meer und am Kaiser-Wilhelm-Denkmal stehen unter anderem noch an. Sie wollen die Region erkunden, erleben und begreifen. Und sie nehmen auch am Alltag der Verbundschule teil.

Dort fühlen sich die sechs Gäste pudelwohl. Gemeinsames Kochen steht am Montagabend an – und auf dem Speiseplan stehen Spezialitäten aus Tansania, Deutschland und Russland. Die Stimmung ist gelöst und in der Schulküche tummeln sich insgesamt rund 25 Menschen, die erkennbar viel Spaß am interkulturellen Austausch haben. „Das ist einer der Schwerpunkte“, sagt Lehrerin Marion Wittemeier. Es sei schön zu beobachten, wie gut sich die Hiller Schüler und ihre Gäste verstehen. Sie sprechen über ihren jeweiligen Alltag, der so unterschiedlich ist – und entdecken aber auch einige Gemeinsamkeiten. „Alle lernen eine Menge voneinander“, sagt sie und nennt die 1998 gegründete Schulpartnerschaft eine große Bereicherung.

Die Gespräche drehen sich um das große Weltgeschehen, aber auch um die Probleme vor Ort. Das Klima sei immer ein großes Thema, erzählt Halili, der zugleich Schülersprecher der Schule ist. „Wir reden viel über die Zukunft“, sagt er. Es geht um Plastikmüll, Maßnahmen zum Umweltschutz oder um das Bildungssystem, das in Tansania nicht so stabil sei.

Der Dialog mit den Hillern sei schon deshalb spannend, weil vieles, was für die Verbundschüler normal ist, den Tansanianern völlig absurd erscheint. „Sie können zum Beispiel überhaupt nicht verstehen, dass wir jeden Tag mit dem Bus zur Schule fahren“, sagt Jonna (16). In dem afrikanischen Land gehe man selbstverständlich zu Fuß dorthin.

Einen Programmpunkt, der für Gäste und Gastgeber gleichermaßen spannend war, nennt Wittemeier den Besuch am Solawi-Projekt in Holzhausen. Auf dem Gelände wird traditionelle Landwirtschaft betrieben – und die unterschiedlichen Sichtweisen traten besonders deutlich heraus. Während die Afrikaner mit den Methoden des Ackerbaus etwas anfangen konnten, hatten einige Verbundschüler damit noch gar keine Erfahrungen. „Eine gute Ernte ist in Tansania oft überlebenswichtig“, sagt Wittemeier. Das sollte man sich in Deutschland, wo es Nahrungsmittel im Überfluss gebe, durchaus vor Augen führen.

Während ihrer Zeit in Hille wohnen die Gäste in Familien. Ziel ist, möglichst viel gemeinsame Zeit mit den Afrikanern zu verbringen. Sieben Lehrkräfte und eine Mutter haben das Besuchsprogramm intensiv vorbereitet – und mit einem Kennenlernen in der alten Lübber Schule ging es los.

Nawazi und Wittemeier sagen beide, dass sie die Schulpartnerschaft gerne weiter ausbauen möchten. Einfach sei das nicht und letztlich hängt alles am Geld. „Wir mussten unsere Reise nach Tansania ja auch aus der eigenen Tasche bezahlen“, sagt die Lehrerin. 2014 war das – und seinerzeit lernten die Hiller die Region am Usambara-Gebirge kennen, wo das Leben läuft. Die Umstände sind dort bescheidener, die Menschen aber trotzdem glücklich.

Copyright © Mindener Tageblatt 2019

Quelle: https://www.mt.de/lokales/hille/22485558_Besuch-bei-Freunden-Schueler-und-Lehrer-aus-Tansania-zu-Gast-in-der-Verbundschule-in-Hille.html

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