PRESSE: Pro und Contra: Noah Wulf belegt bei „Jugend debattiert“ den vierten Platz
Eintrag vom 18. März 2020
24 Minuten volle Konzentration, Spontaneität, überzeugende Argumente und Wortgewandtheit. Und am Ende stellte sich für Noah Wulf die große Frage: Konnte ich die Jury mit meinen Worten überzeugen?
Er konnte. Beim OWL-Wettbewerb „Jugend debattiert“ belegte der 13-Jährige kürzlich den vierten Platz in seiner Altersklasse und konnte sich in Detmold bis ins Finale diskutieren. Was die Themen in den einzelnen Runden betraf, half dem Verbundschüler nach eigenen Worten oft der Zufall. „Schließlich kann man das nicht üben.“
Der Teenager wirkt selbstbewusst. Der Wettbewerb hat bei ihm die Lust aufs Debattieren noch verstärkt. Mit Mitschülern redet er gerne über aktuelle Themen – und grundsätzlich hat Noah Wulf Interesse am tagespolitischen Geschehen. Besonders die Windenergie findet er ziemlich spannend.
Die Konkurrenten beim Wettbewerb kamen aus ganz OWL. 96 Schüler nahmen an „Jugend debattiert“ teil. Viel Zeit zum Kennenlernen blieb nicht, denn lediglich eine Stunde blieb allen für die Vorbereitung. „Sollen Schüler, die sich gesellschaftlich engagieren, belohnt werden?“, lautete das Finalthema, das den jungen Hiller nach eigenen Worten ziemlich forderte.
Der Weg in die Endrunde war bis kein leichter. Die Schüler mussten sich vorab nicht nur in ihren Kursen, sondern auch an ihrer Schule behaupten. Diese schickten dann ihre beiden besten Redner nach Detmold. Zwei Quali-Runden bewältigten die Teilnehmer in ihren Altersgruppen, um sich anschließend dem Finale zu stellen. In der Konstellation „Zwei gegen Zwei“ diskutierten sie dann über ein vorgegebenes gesellschaftliches Thema, das sie einige Tage vorab erfuhren. Welche Position die Teilnehmer aber innerhalb der Debatte vertreten, wissen sie erst kurz vor dem Wettbewerb. Besonders mit den Windrädern konnte der Schüler punkten. Ob sie näher an Wohnsiedlungen stehen sollten, stand zur Debatte. Der Achtklässler überzeugte die Jury mit seinen Pro-Argumenten.
Aufs Debattieren sei er schon in der siebten Klasse aufmerksam geworden, als er einen Schulwettbewerb mitverfolgte. Ein Jahr später wählte er dann an der Verbundschule den Kurs „Hart aber fair“, der Grundlagen des Argumentierens vermittelt. „Die Schüler lernen, auf den Punkt zu kommen und mehrere Perspektiven nachzuvollziehen“, sagt Lehrerin Jessica Bleckmann, die einen der Kurse leitet. Da man sich mit allen Positionen vertraut mache, sei vor allem das Einfühlungsvermögen eine Kompetenz, die der Schüler bei der Teilnahme erwirbt. Sie dürften entscheiden, welches Thema sie bewegt und Raum für Diskussionen bietet.
Die Ideenpalette reicht von schulinternen Angelegenheiten wie „Sollte man die Schule mit Tablets ausrüsten?“ bis hin zu Fragestellungen wie „Soll das Schulfach Ökologisches Verhalten eingeführt werden?“. Schon in der neunten Klasse beschäftigen sich die Schüler auch mit politischen Debatten und bekommen so einen Einblick in die deutsche Parteienlandschaft.
Das schult. Durch das regelmäßige Vortragen vor seinen Mitschülern und der anschließenden Rückmeldung hat Noah Wulf vor allem gelernt, seine Argumente zu gewichten. Dass es leider nicht für das Landesfinale gereicht hat, nimmt er gelassen. „Es geht mir nicht ums Gewinnen“, meint der 13-Jährige, der den vierten Platz in seiner Gruppe belegte. Allein die Erfahrung sei viel wert. Auch Jessica Bleckmann ist überzeugt, dass die erlernte Gesprächsfähigkeit nicht nur in der Schule, sondern im ganzen Leben hilft.
Jeder Teilnehmer hat zudem die Möglichkeit, in der Oberstufe selbst in der Jury zu sitzen. Das sei auch gut so. „Denn die Schüler sind oft strenger als die Lehrer“, sagt Noah Wulf. Der NRW-Landesentscheid von „Jugend Debattiert“ steigt am 29. April in Oberhausen – mit den zwölf Gewinnern aus OWL.
zurück