Die Regeln beim Debattieren sind relativ eng gefasst. „Das ist kein Streitgespräch“, stellt Sannes Klassenkamerad Maik Stühmeier (15) klar, der sich ebenfalls für das Wahlpflichtfach „Debattieren“ entschieden hat. Die Schüler bekommen einige Tage vor dem Wettbewerb eine Debattierfrage, zu der sie sich Argumente zurechtlegen müssen. Ob sie dann dafür oder dagegen argumentieren, erfahren die Redner erst kurz, bevor es losgeht. „Das wird ausgelost“, sagt Sanne Pohlmann. Eine Debatte beim Regionalentscheid drehte sich zum Beispiel um die Frage, ob es ein Mindestgewicht für Models geben soll.
Im Unterschied zu einer Diskussion müssen in der Debatte bestimmte Redewendungen wiederholt werden. Die Schüler dürfen sich zwar während des Rededuells Notizen machen, im Vorfeld verfasste Schriften dürfen allerdings nicht mitgebracht werden. Die eigentliche Debatte besteht dann aus drei Teilen: der Eröffnungsrede, der freien Aussprache und der Schlussrunde. Ziel ist es, dass die Zuhörer am Ende eine begründete Entscheidung zum Thema treffen können – sind sie dafür, oder dagegen.
Nach der schulinternen Veranstaltung im Januar trafen die Jungrhetoriker aus Hille jetzt in Detmold auf die besten Schüler aus ganz Ostwestfalen-Lippe. Insgesamt waren Teilnehmer von 24 Schulen vor Ort, wobei die Stadt Bielefeld und der Kreis Herford am stärksten vertreten waren. Zur Debatte stand neben der Diskussion über Mager-Models auch die Frage, ob Eltern gesetzlich verpflichtet werden sollen, die Computernutzungszeit ihrer Kinder zu beschränken. Ein weiteres Thema war die Frage nach einer für die Eltern verbindlichen Grundschulempfehlung für die weiterführende Schule.
Bewertet wurde die Redekunst von insgesamt 48 Juroren. Sie beurteilten Überzeugungskraft, Sachkenntnis, Ausdruck und Gesprächsfähigkeit. Wichtig war zudem das Einhalten der vorgegebenen Redezeit.
Dass es nicht reicht, gute Argumente vorzubringen, weiß Sanne Pohlmann: „Es ist wichtig, den anderen zuzuhören, um deren Argumente entkräften zu können.“ Jemandem ins Wort zu fallen, gibt Punktabzug, wie Jette Dertmeier (14) erklärt, die mit Sanne und Maik den Debattierkurs belegt. In Detmold seien unterschiedliche Strukturen aufeinandergetroffen, sagen die Verbundschüler rückblickend. „Eigentlich sollte das ja einheitlich sein, aber es ist öfter vorgekommen, dass ein Redner gar nicht auf die Frage eingegangen ist“, erinnert sich Sanne Pohlmann. Enttäuscht ist sie trotzdem nicht. „Es waren auch richtig gute Schüler dabei“, gibt sie anerkennend zu. Und somit ist es für sie auch nicht schlimm, dass sie – wenn auch nur knapp – die Teilnahme am Landesentscheid am 29. April in Oberhausen verpasst hat.
Sanne, Maik und Jette sind sich sicher, dass die Erfahrungen aus dem Debattier-Kurs künftig noch sehr hilfreich sein können. „Es ist nie verkehrt, seinen Standpunkt verteidigen zu können“, ist sich Maik sicher. Und Sanne glaubt, dass ihr die erlernten Strukturen auch bei Referaten oder Vorträgen im Studium behilflich sein werden. Jette meint, dass sie sich mithilfe der Debatten besser in Situationen einfühlen kann. Bei ihren Eltern hätten sie die erlernte Redekunst bislang noch nicht eingesetzt, geben die drei zu. Das sei aber vielleicht eine Überlegung wert, wenn es demnächst um eine Taschengelderhöhung, Computernutzungszeit oder den nächsten Discobesuch geht.