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Pressestimmen – DuG-Abend und Debattierclub

Eintrag vom 31. Januar 2016

Widerstand zwecklos: Verbundschüler bringen bewegte und bewegende Bilder auf die Bühne


Kerstin Rickert am 28.01.2016 um 00:06 Uhr
Hille (kr). Ganz in schwarz sind sie gekleidet. Durch nichts wollen die Akteure auf der Bühne vom Thema ablenken. Wirken sollen allein die bewegten Bilder, die sie mit ihren Körpern zeichnen und die Worte, die zu eindrucksvollen Momentaufnahmen geraten. Widerstand zwecklos? Das sehen die Schüler beim DuG-Abend in der Verbundschule Hille ganz anders.
Für einen Augenblick mischen sich zwei weiße Gestalten unter das Moderatorenteam, das traditionell von der Jahrgangsstufe 10 gebildet wird. Schwarz und weiß symbolisieren die guten und die schlechten Seiten des diesjährigen Mottos „Widerstand – Einfach mal Nein sagen“.
Wie in jedem Jahr am Ende des ersten Schulhalbjahres präsentieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Kursen „Darstellen und Gestalten“ der Jahrgangsstufen 7 bis 10 die Ergebnisse ihrer bisherigen Arbeit auch diesmal vor großem Publikum in der Schulaula. Umgesetzt wird das Thema Widerstand auf ebenso beeindruckende wie vielfältige Weise. Ablehnung zum Ausdruck bringen, gegen jemanden oder etwas opponieren, Hindernisse bezwingen und Grenzen überwinden: all das wird von den Schülern durch Körpersprache, ausgewählte Wortbeiträge, bewegte und bewegende Bilder und im Rhythmus zur Musik auf die Bühne gebracht.
Die Siebtklässler – Neulinge in dem Kurs, der die Schüler dazu ermutigt, ihrer Fantasie und Kreativität keine Grenzen zu setzen – macht das allein durch Körpersprache: Mit Gesten, Mimik und Bewegungen reißen sie unsichtbare Mauern ein, überwinden zwischenmenschliche Barrieren und Hindernisse im Sport.
„Nein“, heißt es häufig auch ohne plausiblen Grund. Etwa dann, wenn pubertierende Jugendliche gegen ihre Eltern aufbegehren. Der achte Jahrgang hat sich in diesem Zusammenhang mit Heinrich Hoffmanns Kinderbuchklassiker „Der Struwwelpeter“ auseinandergesetzt und bringt nicht nur eigene „Suppenkasper“-Szenen auf die Bühne, sondern hat auch eine klare Meinung zur Aktualität des Werkes: Passagen wie „Und war am fünften Tage tot“ würden die Jugendlichen in ihrer Neufassung streichen. Als Schwarm vieler bunter Fische symbolisieren sie zudem Widerstand gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit und zeigen gemeinsame Stärke.
Die Jahrgangsstufe 9 präsentiert Formen von Widerstand in einem anderen Licht: als Schwarzlicht-Theater mit leuchtenden Händen, die gegen Fesseln und Unterdrückung kämpfen. Eine Zeichnung von Käthe Kollwitz sowie ein Foto von einer Frau, die mit einer Blume in der Hand passiven Widerstand gegen bewaffnete Soldaten leistet, werden von den Neuntklässlern auf bewegende Weise umgesetzt. „Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen Nazis, gegen Rassismus, gegen Kriege, gegen Ungerechtigkeiten“, laut ihre Botschaft, die vom Publikum mit viel Beifall kommentiert wird.
Krieg, Tyrannei und Opposition sind auch Themen, denen sich der zehnte Jahrgang in eindrucksvollen Szenen widmet. Dabei nutzen die Jugendlichen die Kursinhalte der zurückliegenden vier Jahre und somit sämtliche Darstellungsformen von Körper- und Wortsprache über die Bild- bis zur Musiksprache aus. Auf Protest gegen Lehrer und schulische Vorgaben folgt die ausdrucksstarke Umsetzung zweier Gedichte. Der Widerstand in Gottfried August Bürgers „Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrann“ aus dem 18. Jahrhundert wird ebenso spürbar wie die mahnenden und um eigene Gedanken ergänzten Worte in Wolfgang Borcherts Protestgedicht gegen Krieg „Dann gibt es nur eins!“.
Zwischen den Beiträgen der einzelnen Jahrgänge spielte eine Schüler-Band mit dem thematisch passenden Namen „Liberty Walk“ ausgesuchte Songs von Pink und Violetta: „Dear Mr. President“, „Algo suena en mi“ (Etwas klingt in mir) und „En mi mundo“ (In meiner Welt) mit den abschließenden Worten „Nichts wird mich zurückhalten“. Eine runde Sache war dieser DuG-Abend, für die gezeigten Darbietungen galt insofern dann schließlich doch: Widerstand zwecklos.

URL: http://www.mt.de/lokales/hille/20692951_Widerstand-zwecklos.html

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Schüler trainieren die Kunst des Debattierens
Dorothee Meinhardt am 26.01.2016 um 00:06 Uhr
Hille (mt). Ein Argument schlägt das nächste: In England und Amerika hat die Kunst des Debattierens eine lange Tradition – nun ist sie auch in Hille angekommen. An der Verbundschule findet regelmäßig der Schulwettbewerb „Jugend debattiert“ statt. Vier Schüler haben sich für das Finale qualifiziert. Ein Besuch im Klassenzimmer.
Hoch konzentriert stehen Sanne Pohlmann, Laura Tiemann und Maik Stühmeier hinter ihren Pulten und hören, welche Argumente ihr Mitstreiter Malte Potthast (14) vorbringt. 24 Minuten lang streiten sie sich um die Frage: „Sollen Auswahlverfahren für Ausbildungsplätze bis zur Einladung zu einem Vorstellungsgespräch anonymisiert durchgeführt werden?“.
Eine nicht ganz einfache Aufgabe für die Teilnehmer aus der achten und neunten Klasse. „Es war schwieriger sich in das Thema einzufinden, weil es noch dauert bis wir uns bewerben müssen“, sagt Maik Stühmeier. Die Debattierfragen aus Hin- und Rückrunde zu den Themen Samstagsunterricht und Helmpflicht für Radfahrer seien ihnen leichter gefallen.
Dennoch liefern die Finalisten sich vor ihrem Publikum einen lebendigen Schlagabtausch, ziehen Querverweise auf aktuelle Ereignisse und geben praktische Beispiele, die ihre Argumente untermauern. „Wir waren uns in keinem Punkt einig und hatten immer Differenzen“, fasst der 14-jährige Maik Stühmeier die Debatte in seiner Schlussrede zusammen. Nach Ablauf der Zeit überzeugt Laura Tiemann, die sich gegen anonymisierte Auswahlverfahren ausgesprochen hatte, die Jury und setzt sich gegen ihre Mitschüler durch. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich gewinne“, sagt sie anschließend.
„Bei einer Debatte gelten strenge Regeln“, sagt Hildegard Laumann, Schulkoordinatorin von „Jugend debattiert“. Im Unterschied zu einer Diskussion müssen bestimmte Redewendungen wiederholt werden, es dürfen keine schriftlichen Unterlagen mitgenommen werden und die Debatten bestehen aus drei Teilen: Eröffnungsrede, Freie Aussprache und Schlussrunde.
„Ziel ist es, dass die Zuhörer am Ende eine begründete Entscheidung zum debattierten Thema treffen können – dafür oder dagegen“, sagt Hildegard Laumann. Zehn Tage hatten die Schüler Zeit, sich in die Aufgabe einzuarbeiten. Welche Position sie dann bei dem Schulwettbewerb vertreten würden – Pro oder Contra – wurde erst am Finaltag ausgelost. „Wenn man seine Zuhörer von einem Thema überzeugen muss, bei dem man selbst eigentlich anderer Meinung ist, wird es natürlich schwerer“, sagt die 13-jährige Sanne Pohlmann. „Da muss man eben gut sachlich argumentieren.“
Wie sich in der abschließenden Umfrage unter den Schülern zeigt, überzeugten Sanne und Malte die Mehrheit der Siebtklässler im Publikum von ihrer Pro-Position.
Die Jurymitglieder, die nach einer Beratungspause jedem einzelnen Teilnehmer eine Rückmeldung zu seiner Leistung und Tipps zur Verbesserung geben, haben für jeden Finalisten einen Bewertungsbogen erstellt. „Wir notieren während der Debatte alles, nur bei der Rückmeldung ist man für einen Kandidaten verantwortlich“, sagen Antonia Stüwe (15) und Marlina Steffenhagen (16). Die beiden Schülerinnen haben in der achten und neunten Klasse ebenfalls das Wahlpflichtfach Debattieren belegt und sitzen jetzt in der Jury des Wettbewerbs.
Für die jüngeren Schüler im Publikum dient das Finale auch als Möglichkeit, einen Eindruck vom Wahlpflichtfach „Debattieren – Hart aber fair“ zu bekommen, welches sie im kommenden Schuljahr belegen können. Auf dem Stundenplan stehen im ersten Halbjahr Debattiertraining, im zweiten Halbjahr werden im Unterricht aktuelle politische Ereignisse und Weltgeschehen besprochen.
Die vier Finalteilnehmer und zwei Juroren werden am 16. Februar zum Regionalwettbewerb nach Detmold reisen. Laura und Sanne werden als Erst- und Zweitplatzierte dort antreten. Malte und Maik stehen den beiden als Reservekandidaten zur Seite. „Ich hoffe natürlich, dass einer unserer Schüler platziert wird“, sagt Hildegard Laumann.
Die Finalisten sind froh, dass sie sich für das Debattieren entschieden haben, sagen sie. Auch im Alltag sei das Training hilfreich. „Vor Publikum frei sprechen zu können ist schon ein Vorteil – auch für die Zukunft“, sagt Malte Potthast. Laura Tiemann hat das Debattiertraining bei ihrer Rede zur Konfirmation geholfen, sagt die 15-Jährige.

URL: http://www.mt.de/lokales/hille/20690162_Schueler-trainieren-die-Kunst-des-Debattierens.html

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