Roma MMXXIII
Eintrag vom 22. Juni 2023
Als wir in Rom angekommen waren, hatten wir alle einen Kulturschock – oder auch nicht. Das Viertel von Rom, in dem unser Hotel lag, sah nämlich Berlin ziemlich ähnlich: Graffiti an den Wänden und eine brühende Hitze, die schwer in der Luft hing und uns alle zum Schwitzen brachte. Und egal wie heiß wir uns Rom vorgestellt haben, es war schlimmer. So schlimm, dass einigen wenigen von uns die Ehre gebührte, die unsäglich schicken Ersatzhüte unserer Lehrer aufzusetzen, um nicht in der Hitze zu verbrennen.
Das war nicht die einzige Lektion, die wir lernen mussten; Es kamen auch noch folgende neue Verkehrsregeln dazu:
1. Hupen ist in Italien eine zweite Fremdsprache, welche die meisten dort fließend sprechen.
2. Ein Zebrastreifen bietet zwar für Autofahrer die Möglichkeit, anzuhalten, aber nur, wenn sie dazu Lust haben.
3. Ampeln sind nicht immer dazu da, den Straßenverkehr zu regeln. Wenn die Römer bei Rot über die Straße laufen und kein Auto kommt, dann kann man tun und lassen, was man will.
Zum Glück gab es an jeder Straßenecke sogenannte Trinkwasserbrunnen, an denen man seine Wasserflasche auffüllen und sich die Hände waschen konnte, was total praktisch war. Aber zu unser aller Verdruss war es nicht möglich, sich einfach in einer Pause auf eine Bordsteinkante zu hocken und dann im Internet zu surfen, oh nein.
Ich meine, in welcher Metropole gibt es denn bitte nicht überall freies Internet? Sogar Minden hat das.
Auch die nicht besonders vertrauenserweckenden Straßenbahnen haben nicht zu diesem modernen Stadtbild gepasst, bis wir den ersten Ausflug in eine historische Kulturstätte unternommen haben: Ostia Antica, die Überreste einer einst stolzen Hafenstadt. Unsere Führung, wegen einer Verspätung des Busses von drei Stunden auf eine Viertelstunde geschrumpft, hinterließ trotzdem einen bleibenden Eindruck von der Entwicklung der Römer.
Das Gleiche gilt für das Forum Romanum: Übersteigt es nicht den Verstand, dass man über die gleichen Mamorsteine läuft, die auf Kaiser Augustus‘ Befehl zur Verschönerung des Stadtbildes errichtet worden waren, auf denen vor unzähligen Jahren waschechte Römer gelaufen sind?
In Richtung Pantheon und Petersdom ist unser Eindruck von einem altehrwürdigen, fast schon antiken Rom dann wieder vollständig positiv hergestellt worden, mehr noch; Die Vorstellung, dass diese Gebäude schon Zweitausende Jahre alt sind, ist immer noch schwer zu begreifen.
Leider hatten wir nicht alle das Glück, den Pantheon zu betreten, aber wer das richtige Fußball Trikot trug oder schnell hinter Herrn Kuntschik hergelaufen ist, hat es in den Tempel geschafft. Besonders war hier der durch die Kuppel entstandene goldene Lichtkegel, der den Tempel in ein sanftes Licht taucht. Das Gleiche gilt für den Petersdom – natürlich waren die Statuen und Mosaikgemälde total beeindruckend, aber das Fenster ganz hinten über dem Altar, auf dem eine Taube in goldenem Licht abgebildet war, war besonders schön.
Mir persönlich haben die Gärten der Villa D’Este aber am meisten gefallen. Die wunderschönen Springbrunnen und Statuen waren atemberaubend. Die Villa selber war aber auch nicht zu verachten. Alle Räume waren mit wunderschönen Zeichnungen verziert, die verschiedenen Geschichten und Göttern der römischen Mythologie gewidmet waren.
Dann war da natürlich noch das Kolosseum, eines der sieben Weltwunder, so monumental groß, dass wir auf unserem Gruppenfoto ganz klein aussehen. Und
wir mussten uns nicht nur hinsetzen, weil unsere Füße so wehtaten, dass wir beinahe umgekippt sind, sondern auch, weil unsere Gruppenleiter viele interessante Dinge über das Kolosseum zu sagen wussten.
Diese tollen Erlebnisse verblassten aber für viele neben der (natürlich total geplanten) Premiere des siebten Teils der „Mission Impossible“-Reihe, die nach der Führung durch den Vatikan stattfand und ein absolutes Highlight für einige war. Wer diesen Text liest, hat wahrscheinlich schon von einem begeistertem Schüler ein Handy mit einem Video unter die Nase gehalten bekommen, in dem Hauptdarsteller Tom Cruise der Kamera zuwinkt.
Wir haben zwar deswegen die Metro verpasst, aber wir waren uns einig, dass es das wert war. Trotzdem sei gesagt: 48 Stunden Busfahrt für die Hin- und Rückreise ist eine lange Zeit, aber ich bin in ihr kaum einem Menschen so nah gekommen wie in diesem völlig überfüllten kleinen Linienbus, den wir mangels anderer Alternativen komplett in Beschlag genommen haben.
Auch wenn nicht immer alles nach Plan gelaufen ist: Das war wohl die schönste erste Romfahrt, die in die Geschichte unserer Schule eingehen
konnte. Und das nur Dank des Busfahrers Oleg, der geschickt die wichtigen Ampeln ausfindig gemacht und die anderen geflissentlich ignoriert hat, des von korinthischen Säulen und Filmpremieren besessenen Herrn Kuntschik, der mutti-vierenden Frau Neumann und natürlich dem genialen, (fast) immer lächelndem Herrn Bergel. Wir hatten eine tolle Zeit.
Vielen Lieben Dank!
Ronja Dahl (9g)
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